
Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit auf der Straße: Daniel Janssen (Janssen Mineralöle GmbH), Klaus Theuvsen (Herbrand Gruppe) und Sebastian Schlüter (Container Express Schlabbers GmbH) starten ein Pilotprojekt, bei dem ein LKW mit HVO‐100‐Diesel – einem Kraftstoff aus Altspeiseöl – ein Jahr lang im Alltag getestet wird.
© Herbrand
LKW fährt mit nachhaltigem Diesel
Ist HVO‐100‐Diesel, ein aus Altspeiseöl und Pflanzenölen hergestellter Bio‐Treibstoff, auch für schwere Fahrzeuge im Alltagsbetrieb geeignet? Das wollen die Schlabbers GmbH, Janssen Mineralöle und die Herbrand Gruppe ein Jahr lang testen.
Wenn Sebastian Schlüter mit dem LKW der Schlabbers GmbH auf den Hof fährt, um einen Container anzuliefern oder abzuholen, dürfte es im Gespräch mit dem Kunden schnell um das Auto gehen. Besonders um den Tankinhalt. Denn sein Mercedes Arocs fährt jetzt mit HVO‐100‐Diesel, einem aus Altspeiseöl und Pflanzenöl hergestellten Bio‐Treibstoff.
In einem gemeinsamen Pilotprojekt wollen die Herbrand Gruppe, die Schlabbers GmbH und die Janssen Mineralöle GmbH & Co. KG im Praxistest prüfen, wie gut der alternative Treibstoff für den Alltagsbetrieb der LKW geeignet ist und fossilen Diesel ablösen kann. Die Idee entstand nach Anfragen aus der Kundschaft von Schlabbers. Besonders Konzerne wären mit Blick auf ihre CO2‐Bilanz daran interessiert, welcher Treibstoff vom Dienstleister eingesetzt wird. Nachdem die ersten Biodiesel‐Varianten sich nicht durchgesetzt hatten, fiel nun der Blick auf HVO100.
Entscheidender Punkt für Stefan Schlabbers: „HVO wird aus Abfall‐Produkten wie Speiseölresten oder tierischen Fetten hergestellt. Das Produkt steht also nicht in Flächenkonkurrenz zu einem Futter‐ oder Lebensmittel, es wird keine Pflanze speziell für den Treibstoff angebaut oder genutzt.“ Mit der Idee suchten Stefan und Christian Schlabbers das Gespräch mit der Herbrand Gruppe. Klaus Theuvsen, Technischer Betriebsleiter bei Herbrand, prüfte das Thema. Ergebnis: Der bereits vorhandene Mercedes Arocs von Schlabbers kann mit HVO100 fahren. Er musste dafür nicht umgerüstet werden. Das eingesetzte Fahrzeug soll für den Test‐/Projektzeitraum ausschließlich mit HVO100 betankt werden, um die Messwerte nicht zu verfälschen. Grundsätzlich können Fahrzeuge auch mit HVO100 oder Diesel im Wechsel gefahren werden.
Aber wo tankt man HVO100? Die Nachfrage ist bisher gering, entsprechend dünn ist auch das Angebot. Da kam Daniel Janssen mit ins Boot. Er wird über seine Geschäftspartner und Lieferanten im Duisburger Hafen mit einem Tankwagen genug HVO100 nach Kevelaer bringen. Eine eigene Tankstelle dafür steht jetzt auf dem Betriebsgelände von Schlabbers an der Zeppelinstraße.
Daniel Janssen: „HVO100 ist zwar etwas teurer und der Verbrauch dürfte auch minimal höher liegen. Aber es ist eine interessante klimafreundliche Alternative.“ Guter Nebeneffekt sei auch, dass HVO im Winter frostbeständiger ist und ohne Zumischung bei bis zu minus 32 Grad genutzt werden kann. Der ADAC beschreibt HOV unter dem Stichwort „Sauber fahren mit Frittenfett“ als nachhaltigen Kraftstoff, der laut Berechnungen der Kraftstoff‐Hersteller die CO2‐Emmisson um bis zu 90 Prozent senken kann. Im Test mit verschiedenen PKW‐Modellen kam man zu dem Ergebnis, dass der neue Biodiesel problemlos getankt werden kann, wenn das Auto dafür freigegeben ist. Der CO2‐Ausstoß am Auspuff sinke um zwei bis fünf Prozent, bei Leistungsentfaltung und Laufkultur gebe es keine Unterschiede.
Was jedoch bisher fehlt, sind Ergebnisse, wie es mit HVO bei der Nutzung im LKW verhält. „Dabei ist das besonders spannend, denn es sieht ja noch so aus, als ob Elektromotoren nicht die Lösung für alle schweren Fahrzeuge sein könnten“, so Stefan Schlabbers. Jetzt wird der Mercedes aus Kevelaer regelmäßig überprüft werden. Wie erlebt der Fahrer den neuen Treibstoff im Alltag, welche Auswirkungen hat er auf den Motor? Herbrand hat dazu die Dekra mit ins Boot geholt, die das Motoröl regelmäßig analysieren wird. Spätestens nach einem Jahr und gut 50.000 Kilometer soll dann ein Fazit gezogen werden.